Chronik

Gründung des Bürgervereins

Am 03. Dezember 1905 versammelten sich neun Bürger aus Moorwarfen und Jever um einen Verein zu gründen, damit man sich gemeinsam in Nöten und der eventuellen Willkür der Behörden helfend beistehen kann.

Diesen Verein nannte man „Neuen Bürgerverein Jever“.
Die Bezeichnung „neuer Bürgerverein“ wurde gewählt, weil viele Jahre vorher, schon mal ein Bürgerverein bestanden hat, darauf verweisen Zeitungsberichte aus dem Jahre 1849, aus der Beilage der“Jeverländischen Nachrichten“ vom 30. März 1849. Eine ebenfalls aufgefundene Satzung des „Bürgervereins zu Jever“ stammt vom 18. Februar 1849.
In Moorwarfen, einem Stadtteil von Jever, in Kohlrenkens Gastwirtschaft wurde der Verein ins Leben gerufen.
Die Gründungsmitglieder waren:

Herr Ludwig Dreyer
Herr Bernhard Janßen
Herr Wilhelm Wilken
Herr Fritz Brink
Herr Heinrich Kreye
Herr Edo Janhsen
Herr Fritz Krey
Herr Martin Oltmanns
Herr Bernhard Wessels
Hier beginnt nun die Geschichte des „neuen Bürgervereins Jever“

In der öffentlichen Versammlung des „neuen Bürgervereins Jever“ in der Gastwirtschaft des Mitgliedes Kohlrenken zu Moorwarfen am Sonntag, dem 3. Dezember 1905. Es nahmen 33 Mitglieder teil.
Es wurde sofort zur Wahl des Vorstandes geschritten.
Durch Stimmzettel wurden gewählt:

1. Vorsitzender: Herr Heinrich Kreye (Moorwarfen)
2. Vorsitzender: Herr Johann Janßen ( Jever )
1. Schriftführer: Herr Martin Janßen ( Moorwarfen )
2. Schriftführer: Herr Heinrich Beenken ( Moorwarfen )
Kassierer: Herr Vetter ( Jever )
Revisor: Herr Fritz Brink ( Siebetshaus )
Revisor: Herr Gerhard Willms ( Moorwarfen )
Der erste Schriftsatz ( Protokoll ) wurde am 14. Januar 1906 im „Rüstringer Hof“ bei Gastwirt Buddenberg vorgelesen und von Herrn Krey , Herrn Ahlrichs und Herrn Wilken unterschrieben. Bis zu dieser Versammlung konnte der Bürgerverein Jever 11 neue Mitglieder begrüßen. Es nahmen 44 Mitglieder an der Versammlung teil.
In den Niederschriften wurden alle Beschlüsse, die sich mit Sterbeversicherung und Beerdigungen befaßten, mit roter Tinte eingeschrieben. Um „Plattdeutsch“ oder „hochdeutsch“ ging es in der Versammlung vom 14. Januar 1906. Es wurde beschlossen, ein Jeder möge Plattdeutsch oder hochdeutsch sprechen, so wie er wolle.
Eine erste „Wegekommission“ wurde am 11. Februar 1906 bei Kohlrenken in Moorwarfen gewählt. Dieser Wegekommission gehörten an: Brunken und Hinrichs aus Jever, Willms, Ahlrichs und Kohlrenken aus Moorwarfen. Wörtlich heißt es in der Niederschrift: “ Dieselben haben etwaige Mangelpöste der Wege sowie des Fußpfades, eventuell auch der Beleuchtung, dem Vorstande anzuzeigen, so daß ein Schreiben im Namen des Vereins an den Magistrat und den Stadtrat eingereicht werden kann.“
Zu den Richtungsweisenden Beschlüssen des noch „jungen“ Bürgervereins Jever in der Aufbauzeit gehörten sicher auch jene Gespräche in der Versammlung vom 06. Mai 1906, in der Gaststätte Gorges´ „Zum Birnbaum“ in der Mühlenstraße, einstimmig beschlossen wurde, sich dem Verbande der Bürgervereine des Amtes Jever anzuschließen. Zu Delegierten wurden Martin Janßen ( Moorwarfen) und Heinrich Brunken ( Jever) gewählt. Sie erhielten pro Sitzung zwei Mark aus der Vereinskasse. Am 10. Juni 1906 hatte der Verein bereits 61 Mitglieder, und es wurden Beitragsmarken eingeführt. Die Teilnehmer beschäftigten sich auf der Versammlung erstmalig mit dem Bau einer neuen Schule in Moorwarfen. Es wurde eine Kommission gebildet, Herr Willms und Herr Kohlrenken aus Moorwarfen und Herr Beenken aus Siebetshaus. Die erste Halbjahresabrechnung des Kassierers Vetter ergab 102,35 Mark an Einnahmen und 42,60 als Ausgaben, mithin ein Kassenbestand von 49,75 Mark.
Die Sterbeversicherung

Wenn man bei Durchsicht der Protokolle 1905 / 1906 überlegt, wie häufig und ausführlich über die Sterbeversicherung beraten und beschlossen wurde, kommt man nicht daran vorbei, daß die Sterbeversicherung als soziale Einrichtung im Bürgerverein eine gewisse bedeutsame Rolle gespielt haben muß, ( Viele Eintragungen in roter Tinte ). Es läßt sich vermuten, daß viele Mitbürger eintraten um in den Genuß der Sterbeunterstützung zu kommen. Aus den Protokollen war nicht herauszulesen, in welcher Weise und Höhe die Sterbeversicherung gewährt wurde und welche Verpflichtungen von den Mitgliedern erfüllt werden mussten.
Das erste Stiftungsfest

In der Novemberversammlung bei Gastwirt Hartmanns in Jever berieten die Mitglieder über die Weihnachtsbescherung für die Kinder und über das erste Stiftungsfest. Aus der Kinderveranstaltung wurde nichts. Das erste Stiftungsfest – so wurde beschlossen – soll am Sonntag, dem 6. Januar 1907 in Moorwarfen im Lokal des Mitgliedes Kohlrenken mit Theater und Ball gefeiert werden. Eine siebenköpfige Kommission wurde mit den Vorbereitungen beauftragt, Über den Ablauf des Festes und seine Begebenheiten ist im Protokollbuch nichts enthalten. Lediglich die Abrechnung ergab ein Defizit von 2,75 Mark, die aus der Vereinskasse beglichen wurden.
Nach einem Jahr, im Jahre 1906, zählte der „Neue Bürgerverein Jever“ 74 Mitglieder. In dieser Zusammenkunft wurde ein wichtiger Beschluß gefaßt ( mit „Rot“ eingeschrieben): „Stirbt ein Mitglied, so bleibt dessen Ehefrau, wenn sie monatlich 25 Pfennige zur Sterbeunterstützung bezahlt, dem Verein angehörig und erhält, bei vorkommenden Sterbefällen für sich und Ihre Kinder die volle Sterbeunterstützung.“
Die erste Jahreshauptversammlung

Nach Ablauf von 13 Monaten fand am Sonntag, dem 13. Januar 1907 im Lokal des Mitgliedes Mammen in Jever eine Versammlung statt, in der die erste Jahresabrechnung vorgelegt wurde. Sie ergab eine Einnahme von 211,20 Mark, und eine Ausgabe von 75,50, mithin einen Kassenbestand von 135,70 Mark. Durch schriftliche Wahl wurde der gesamte Vorstand wiedergewählt. Der Bürgerverein hatte 80 Mitglieder. Es wurde beschlossen: „In der Kasse muß zur Deckung der laufenden Ausgaben stets ein Barbestand von sechzig Mark vorhanden sein. Die hierüber hinausgehenden Bestände, sobald sie eine Höhe von fünfzig Mark erreichen, müssen auf den Namen des Vereins bei einer Bank verzinslich angelegt werden.
Berichte von der Stadtratssitzung

Zum ersten Mal berichtet Mitglied Schwitters in der Versammlung vom 10 März 1907 über die letzte Stadtratssitzung. Damals hat der Stadtrat beschlossen, das elektrische Licht ( vermutlich das Lichtnetz ) bis zum „Schützenhof“ zu erweitern und am Moorwarfer Weg Petroleum – Lampen aufzustellen. Die Wegekommission sollte die Standorte für die Lampen festlegen.
Das zweite Jahr

Zwei Jahre bestand der „Neue Bürgerverein Jever“ als am 08. Dezember 1907 bei Kohlrenken in Moorwarfen 85 Mitglieder gezählt wurden. Das zweite Stiftungsfest wurde am 12. Januar 1908 bei Gastwirt Hinrichs im „Grünen Jäger“ gefeiert. Acht neue Mitglieder meldeten sich in der Hauptversammlung am 19. Januar 1908 an. Die Jahresabrechnung des Vereins ergab Einnahmen von 147,15 Mark und Ausgaben 107,70 Mark, mithin einen Überschuß von 39,45 Mark. Der Vorstand wurde komplett wiedergewählt.
In der Aprilversammlung berichtet Fritz Hinrichs: „Die Leitung für das elektrische Licht ist fertig bis zum Blumenkohl!“ Im Vereinslokal „Birnbaum“ in Jever wurde angeregt, als Gegenpol zum Stiftungsfest in Jever ein Sommerfest in Moorwarfen zu feiern. Zur Vorbereitung wurde eine Kommission gewählt.
Das dritte Stiftungsfest

Am 10.Januar 1909 fand bei Gerke Hinrichs im „Grünen Jäger“ das dritte Stiftungsfest statt. Die Musik für dieses Fest kostete 60 Mark, die Theaterspieler bekamen 30 Pfennig pro Übungsabend. Dreizehn Neuzugänge waren der Clou der Jahreshauptversammlung am 17. Januar 1909. Der Verein hatte mittlerweile 129 Mitglieder. Der Vorstand wurde im Amt bestätigt.
Das erste Vereinsabzeichen

Am 14. Februar 1909 wurde beschlossen, ein Vereinsabzeichen anzuschaffen. Der Antrag war schon in der Hauptversammlung von Vereinsmitglied Sültenfuß gestellt worden. Das Sterbegeld für Mitglieder oder dessen Ehefrau wurde auf 35 Mark, bisher 20 Mark, erhöht. Zur Beerdigung kommen dann 30 Mann Gefolge, Leichenwagen und Träger.
Kein Geld für ein Wasserwerk

Einen historisch interessanten Beschluß fassten die Teilnehmer der Versammlung vom 08. April 1909 bei Gastwirt Janssen in Moorwarfen. Sie richteten ein Gesuch an den jeverschen Stadtrat, daß „hinfort kein unnützes Geld mehr für ein Wasserwerk ausgegeben werde.“ Diejenigen Mitbürger, die eine Wasserleitung haben wollen, sollten sich an die Fettkötersche Leitung (Brauerei Jever ) anschließen. Dann brauchten auch nur die Wassergeld zahlen, die das Wasser erhalten, aber die Kosten für ein Wasserwerk müssten nicht von den Bewohnern eines ganzen Gebietes aufgebracht werden.